Best-of | mit dem Kajak um den Bodensee
Mit dem Seekajak "WindSolo" in sechs Tagen ca. 250 km rund um den Bodensee. Was für ein Erlebnis und was für tolle Eindrücke.
Wer gerne mit dem Kajak auf Seen paddelt, dem kann ich eine Rundtour um den Bodensee nur wärmstens empfehlen. Es warten sicher tolle Momente, kitzlige Situationen und auf jeden Fall ein enormes Abenteuer auf alle Paddler.
Ich werde die sechs Tage meiner Paddeltour rund um den Bodensee jeweils einzeln beschreiben. Dazu werde ich die Tourdaten und die Etappen über Open Sea Map darstellen. Wer konkrete Fragen hat, darf mich gerne kontaktieren. Wenn ich helfen kann, gebe ich gerne Info.
Jetzt möchte ich Euch einen kompakten Überblick über meine Zeit im Seekajak geben.
Gepaddelt habe ich im Seekajak "WindSolo" von Tahe Marine. Ich habe die hochwertige Gfk-Ausführung mit Smart Track Steuerung und Skeg. Und diese Steuerkomponenten haben mir besonders bei starker seitlicher Strömung oder Wellengang einen klaren Vorteil gegeben. Wenn man große, schräg kommende Wellen abreiten möchte, läuft das Kajak dennoch schön spurtreu geradeaus.
Seit Oktober 2018 hatte ich über 1.000 km im Fahrtenbuch stehen. Damit fühlte ich mich für die Bodensee-Kajak-Tour absolut gut vorbereitet.
Gestartet habe ich die Bodensee-Rundour am Mittwoch den 21.08.2019. Der Himmel war bedeckt, doch es war recht warm. Meine erste Etappe sollte nach Ludwigshafen-Bodmann gehen und hatte knackige 37 km. Diese Tour hatte ich bereits ein paar Monate früher als meine erste Gepäcktour gepaddelt. Deshalb wusste ich, was auf mich zukommt.
Das Boot ist flott glaufen, die Kraftreserven waren voll aufgeladen. So bin ich in knapp unter fünf Stunden am Campingplatz Schachenhorn gewesen. Dieser Campingplatz ist für Paddler hervorragend geeignet. Man kann das beladene Kajak prima slippen (wegen Sand empfehle ich breite Reifen, die nicht zu klein sind). Außerdem darf man sein Zelt am Rand der Liegewiese aufstellen und hat sein Kajak bei sich. Damit konnte ich alle Lebensmittel im Kajak lassen und vermieden, dass Krabbeltiere mein Zelt spannend finden.
Die Etappe am zweiten Tag hatte 40 km und sollte zum Campingplatz Allensbach gehen. Den südlichen Teil des Überlinger Sees hatte ich noch nicht gepaddelt. Ich war auf das Naturerlebnis an der Marienschlucht und auf den Teufelstisch gespannt. Da die Marienschlucht als Naturschutzgebiet vollständig sich selbst überlassen wird, ist es ein Traum, die Natur vom Kajak aus zu sehen.
Leider ist mein Robson Cabo Carbon Ergo in Höhe der Marienschlucht abgeknickt. Mir ist bereits am Abend nach der ersten Tagesetappe aufgefallen, dass auf der rechten Rückseite der Lack über dem Carbon Laminat gerissen ist. Die linke Seite war absolut in Ordnung. Die Belastung des beladenen WindSolo Kajak hatte das Paddel jedoch nicht ausgehalten.
Gott sei Dank konnte ich zum Tausch mit dem Ersatzpaddel anlanden. Denn mit dem Kajak findet man um den Bodensee nicht besonders viele Stellen, an denen man erlaubt anlanden darf.
Den Rest der Tour habe ich das Kajak mit dem ITIWIT Carbon Paddel von Decathlon über den Bodensee und den Rhein gepaddelt. Leider hatte ich für einen weiteren Ernstfall kein Ersatzpaddel mehr. Für den Fall, dass auch das ITIWIt kaputt geht, habe ich getestet, ob sich die Teile der beiden Paddel kombinieren lassen. Die Klemmung hätte ich zwar nachstellen müssen, doch wenn die richtige Seite des Ersatzpaddels gebrochen wäre, hätte ich mühelos weiterpaddeln können.
So habe ich mein Kajak entlang der Marienschlucht, um die Insel Mainau herum Richtung Konstanz gepaddelt. Auf den Rhein bei Konstanz war ich schon sehr gespannt. Denn hier fließt der Obersee ab und erzeugt durch die Verjüngung ordentlich Strömung.
Unter der Woche war kaum privater Bootsverkehr. Wegen der Strömung hatte ich zuätzlich das Skeg ausgefahren und bin entspannt den Rhein in den Seerhein und dann in den Untersee gepaddelt. Mit dem Kajak durch Konstanz durch zu paddeln war ein tolles Erlebnis. Es ist einmal etwas völlig anderes, durch eine Stadt zu paddeln.
Weiter ging es Richtung Gnadensee, der durch die Insel Reichenau abgegrenzt wird. Um an den Bootsdurchbruch des Damms zur Reichenau zu kommen, muss man einfach am Naturschutzgebiet entlangpaddeln. Hier habe ich eine solche Ansammlung an Schwänen gesehen, wie ich es noch nie erlebt habe. Es müssen weit über 100 Schwäne gewesen sein, die sich auf diesem Bereich versammelt haben.
Der Campingplatz Allensbach ist für Paddler hervorragend geeignet. Auch hier lässt sich das Kajak prima slippen und zum Platz manöverieren. Der Platzwart hat prima mitgespielt und einen Platz nahe dem Wasser möglich gemacht. Vielen Dank dafür. Der Platz ist übrigens nicht parzelliert.
Am dritten Tag wollte ich den gesamten Untersee, inclusive den Rhein abpaddeln. Es ging an Allensbach vorbei Richtung Markelfingen. Die Zunge ausgepaddelt brachte ich mein WindSolo um die Ecke Richtung Radolfzell. Bei Iznang habe ich den Campingplatz angesteuert, da hier häufig Vereinsfahrten beginnen. Weiter gings über Gundholzen, Horn, Gaienhofen Richtung Stein am Rhein. Nach Stiegen (ca. 1,5 km vor Stein am Rhein) kamen die ersten Stromschnellen. Plötzlich hatte ich aus dem nichts auftauchendes kreuselndes Wasser. Schwups, hat die Strömung mein Kajak gepackt und mitgerissen. Das war eine äußerst spannende Stelle und auch das Ende meiner Rhein-Tour.
Nun galt es Strom aufwärts zu paddeln. Logo wurde das Kehrwasser genutzt, wo es ging. Dennoch durfte ich mich ordentlich in die Riemen legen, um Weg gut zu machen. Mit den gewonnenen Kilometer kam auch die Frage nach dem Übernachtungsplatz auf. Alle Campingplätze waren auf meinem Navi. Doch schnell hatte ich verstanden, dass kaum einer davon für ein beladenes Kajak in Frage kommt.
Wieder am Untersee angekommen blieb nur der Campingplatz Sandseele oder wieder Allensbach. Leider ist die Internetseite von Sandseele so spärlich, dass nicht erkannt werden konnte, ob man mit dem Kajak slippen kann. Somit habe ich mich für Allensbach entschieden. Weil ich jedoch das gesamte Ufer des Bodensees abbaddeln wollte, musste ich noch um die Reichenau herum. Damit hatte ich eine Tages-Etappe von stattlichen 57 km. Puuuhhhh.....
Am Tag paddelte ich das Kajak den Gnadensee nach oben, wieder Richtung Konstanz. Und da hat sich der Rhein von seiner anderen Seite gezeigt. Die Strömung war echt knackig. Zusätzlich habe ich den Samstag getroffen, den auch die Privatkapitäne mit Ihren kleineren und größeren Motorjachten für einen Ausflug genutzt haben. Da kann man sich ausmalen, wie unruhig das Wasser war. Hier war Aufmerksamkeit gefragt, dass es nicht zu einer unfreiwilligen Kenterrolle kommt. Und die hätte mein Gimabl für die Kamera nicht überlebt.
Bereits vor der Rheinbrücke hat das Wasser getobt. Strömung, Wellen, Kreuzwellen, .... alles was enorme Aufmerksamkeit verlangt. Und dann kam der Hafen Konstanz. Ein einlaufendes Schiff und eine enorme Jacht haben das Wasser in alle Richtungen aufgepeitscht. Alles in Allem hat das enormen Spaß bereitet. Und bei acht bis zehn Stunden im Kajak, war ich mit dem WindSolo eine vollständige Einheit.
Weiter ging es Richtung Rommanshorn. Dieses Mal wollte ich die Tagesetappe früher beenden um mich von den 57 km des Vortages etwas zu erholen. Doch der Campingplatz war für Kajakfahrer gänzlich ungeeignet. Einerseits hatte er eine hohe Mauer. Und dann hätte ich wohl noch einen Wohnwagen mitbringen müssen. Klein und malerisch liegt er an einem kleinen Kanal. Doch für mich keine Bleibe in der Nacht.
Der nächste Campingplatz lag nicht am Wasser und somit musste ich weiter zum Campingplatz Buchhorn bei Arborn. Diesen kannte ich bereits von der Bodenseeumrundung mit dem Fahrrad. Hier war klar, dass ich gut aufgehoben war. Doch damit hatte ich auch an diesem Tag knapp 40 km zu paddeln.
Tag fünf brachte mich von Arborn nach Bregenz. 31 km mit viel Spannung. Es war Sonntag und wieder enorm viele Privatkapitäne unterwegs. Der alte Rhein hat die Jachten nur so ausgespuckt. Allerdings donnerten in dieser Ecke des Bodensees keine kleine Jachten, sondern eher Boliden mit um die 300 PS. Und die bewegen das Wasser wieder immens in alle Richtungen. Also Skeg raus und mit schnellen Paddelschlägen weiter. Wenn dann aber die großen Jachten mit brüllenden Motoren in Higspeed übers Wasser auf einen zu jagen, ist man sich nicht sicher, ob die einen auch wirklich sehen. Erschwerend kam hinzu, dass am Rheinspitz enorm viel Schwemmholz im Wasser war. Bei den hohen Wellen könnte dies zur Beschädigung des Bootes führen. Es half nichts, also wurde weiter gepaddelt.
Auch diese knifflige Situation konnte ich gut meistern und bin prima am Campingplatz in Bregenz angekommen. Endlich war ich so früh da, dass ich die Sonne zum Trocknen des Zeltes und der Klamotten nutzen konnte.
Tag sechs und die letzte Etappe führte mich mit knapp 40 km über Bregenz, Lochau, Lindau, Kressbronn, Langenargen und schließlich Friedrichshafen zurück nach Fischbach. Es gab schöne Strände,, viel Natur und begeisternde Schlösser am Wasser. Ein Higlight war die Seebühne mit dem Aufbau von Rigoletto in Bregenz.
Gegen 17:00 Uhr wurde ich am Kanu Club von meiner Familie und guten Freunden in Empfang genommen. Der Grill am Vereinsgelände wurde angemacht und dann gab es das erste Mal Fleisch seit vielen Tagen.
Es war eine erlebnisreiche Zeit, die mir sehr gefallen hat. Bei meiner Frau und meinen Kindern möchte ich mich bedanken, dass sie mir den Freiraum gegeben haben, diese Kajak-Tour um den Bodensee erleben zu können.