Material-Test / Qualität / Erfahrungsbericht - Seekajak - Wind Solo von Tahe Marine

Das Wind Solo von Tahe Marine lässt sich durch den flachen V-Rumpf und die schmale Bootsform mit nur 54 cm sehr schnell paddeln. Auch die Beschleunigung ist wirklich prima. Der Hersteller schreibt, dass dieses Seekajak für Kanuten mit unterschiedlichem Können geeignet ist.

Bei flachem Wasser trifft das sicherlich zu. Wobei der Ein- und Ausstieg bei diesem schmalen Boot für ungeübte durchaus zu einer Wackelpartie werden kann. Das wird durch das relativ kleine und sehr spitz zulaufende Cockpit noch verstärkt.

Die Schenkelstützen verringern den eh schon schmalen Ausstiegsbereich noch weiter, was ein gleichzeitiges Herausnehmen von beiden Beinen nahezu unmöglich macht. Beim Einsteigen ist dies selbstverständlich das gleiche. Eine Paddelstütz ist selbst für geübte Paddler mehr als empfehlenswert. Bei Wellengang dürfte ohne Paddelstütz eine Badeeinlage folgen. 

Prima Detail - Rille für Paddelstütz verhindert abrutschen beim Einstieg ins Kajak

Tahe Marine hat beim Wind Solo eine Rille ins Oberdeck gearbeitet, die beim einer Paddelstütz hinter dem Rücken für mehr Sicherheit sorgt. Allerdings ist diese bei geteilten Paddeln mit Außenklemmung und bei kürzeren ErgoPaddel nicht so geeignet. Dadurch liegt der Paddelschaft nicht in der Rille und kann nicht für einen guten Halt des Paddels sorgen. 

Spannend dürfte für viele Paddler der Wiedereinstieg nach einer Kenterung sein. Auf das Heck des Wind Solos kommen gelenkige Paddler relativ leicht. Spannend ist jedoch die Beine ins Cockpit zu bekommen, ohne erneut zu Kentern.

Da aufgrund des schmalen Einstiegs ein Bein nach dem anderen ins Cockpit des Wind Solo´s geholt werden muss, folgt ohne geübter Paddelstütz oder einem Paddelfloat die nächste Badeeinlage relativ schnell. Denn wenn ein Bein ins Cockpit gehoben wird, verliert sich die Stabilität des Kajaks sehr schnell. Wer also alleine unterwegs sein möchte, sollte den Wiedereinstieg ins WindSolo bei guten Bedingungen in Ufernähe üben. 

Die Spritzdecke beim Wind Solo - so bleibt das Wasser aus dem Kajak

Da sind wir gleich bei meiner nächsten Erfahrung, was eine unfreiwillige Kenterung betrifft. Ich verwende die Neopren-Kevlar Spritzdecke hf dry skirt chili. Aufgrund der Maße des Cockpits habe ich diese bei www.freak-kajaks.de in Lukengröße Keyhole gekauft.

Der Gummi der Spritzdecke sitzt dermaßen fest unter dem Süllrand (oberer Rand des Einstiegs / Cockpit), dass die Frontschlaufe mit sehr viel Kraft nach vorne und dann nach oben gezogen werden muß um die Spritzdecke lösen zu können.

Bei Panik könnte dies gefährlich werden. Von Vorteil bei der hf Dry Skirt Chili Spritzdecke ist der Kniegurt für einen schnellen Notausstieg. Dieser kann mit einer Klemmdeckelschnalle exakt an das Kajak angepasst werden. Allerdings sollte solch ein Notausstieg ebenfalls so oft geübt werden, bis es aus dem Unterbewußtsein klappt. Immerhin geht es hier ums Leben.

Übrigens ist die Spritzdecke auch bei Wellengang oder Bootsverkehr wichtig, wenn kein Wasser ins Kajak soll. Der niedrige Schnitt des Bootes bringt den Vorteil, dass es weniger Wind anfällig ist. Allerdings schlagen bereits kleinere Wellen von Motorbooten oder Ausflugsbooten schnell über den Süllrand und füllen das Kajak unerwünscht mit Wasser. Das sehe ich allerdings als Vorteil, denn ich möchte ja ein schnelles, agiles Kajak fahren.

Technische Daten Seekajak Wind Solo von Tahe Marine

Material - Wind Solo GFK - Verbundwerkstoff
Rumpf flacher V-Rumpf
Länge Kajak - Wind Solo 505 cm
Breite Kajak - Wind Solo 54 cm
Gewicht - Wind Solo ca. 20 kg
Cockpit 80 x 42 cm
Stauraum-Öffnung vorne 24 cm
Stauraum-Öffnung hinten 44 x 26 cm
Tagesbox vorhanden - auch von unten wasserdicht
Spritzdecke Keyhole
Steuer Smart Track / Skeg

Qualitätsbeurteilung des Seekajaks Wind Solo von Tahe Marine

Das Wind Solo von Tahe Marine habe ich mir im Herbst 2018 gekauft. Im Verein haben wir einen weiteren Wind Solo und einen Wind Duo zum gleichen Zeitpunkt angeschafft. Bis August 2019 habe ich über 1.300 km mit dem Kajak auf dem Bodensee gepaddelt. Von spiegelglattem Wasser, bis zu hohen Wellen bei Sturmwarnung, habe ich alle Situationen mit dem Seekajak Wind Solo von Tahe Marine erlebt (Filme und Fotos werden folgen).

Mit der Qualität des Seekajaks WindSolo bin ich nur bedingt zufrieden. Die Verarbeitung ist zum Teil sehr schlampig, was sich bei weniger erfahrenen Paddler erst nach einiger Zeit zeigen wird. Teilweise waren Glasfasermatten nicht vollständig mit Harz getränkt, so dass Wasser zu sichtbaren Beeinträchtigungen des Materials gesorgt hat (Hierzu habe ich einen Reparaturbericht auf der Seite). Der Gelcoat ist mittelmäßig aufgebracht, dass er an verschiedenen Stellen reißt. Die rote Seitenleiste an der Verbindungsstelle zwischen Bootsober- und unterteil bricht und geht teilweise komplett ab. Ich kenne keine Reparaturmöglichkeit und keine Ersatzteile für solch einen Schaden.

Der Sitz ist schlecht verbaut und nur mit den jeweils zwei Schrauben links und rechts verbunden. Unter dem Sitz ist nur ein festes EPDM-Zellkautschuk angebracht, was eigentlich keine wirkliche Stütze ist. Bei mir war dieser Zellkautschuk an der falschen Stelle, so dass der Sitz durch Bewegung langsam ein Loch in den Boden des Kajaks gescheuert hat. Ich habe die Seiten des Sitzes mit eingeharzten Edelstahl-Unterlagscheiben gestärkt, dass dies nicht wieder vorkommt. Der WindDuo in unserem Verein hat die Sitze mit schraubbaren Befestigungen am Boden des Kajaks fixiert. Damit kann der Sitz nicht so wackeln und die Seiten aufarbeiten.

Mit den Paddelqualitäten, dem Skeg und dem hochwertigen Steuer bin ich vollauf zufrieden. Alles läuft sauber, auch nach mehr als 2.000 Paddelkilometer.

Alles in allem würde ich das nächste mal ein Zegul Boot oder den Biskaya von Lettman kaufen. Damit steigen zwar die Investitionskosten - doch wer kein handwerkliches Geschick hat, kann bei den Reparaturkosten locker über die Differenz zu den teureren Booten kommen.


Fahrleistung und Komfort mit dem Seekajak Wind Solo von Tahe Marine

Das Wind Solo ist ein recht flottes Kajak. Erst einmal auf Touren gebracht, lässt es sich ziemlich schnell paddeln. Selbst bei einem kleinen Rennen mit einem Fenn Surfskie Blue Finn konnte ich gegen einen erfahreneren Vereinskollegen mithalten. Mit voller Campingausrüstung beladen habe ich den Wind Solo ca. 320 km gepaddelt. Mit einem Paddlergewicht knapp unter 80 kg läuft das Seekajak prima und stabil durch flaches Wasser, als auch durch jegliche Art von Wellen.

Die schmalen 54 cm Breite des Wind Solos haben mir nach den ersten zwei Wochen absolut keine Sorgen mehr bereitet. Den Umstieg vom Oceanspirit von Tahe Marine auf den Wind Solo habe ich allerdings sehr deutlich gespürt. Dieser hat 58 cm Breite und liegt deutlich stabiler im Wasser. Schließlich und endlich ist das eine reine Gewöhnungssache. Bei Kappelwellen hat der Wind Solo ordentlich gewackelt. Aber nur bis ich meine Hüften locker gemacht habe und unverkrampft weiter gepaddelt habe. Nach vielleicht 40 km habe ich ein absolut sicheres Gefühl bekommen.

Als ich meinen Bruder ins Wind Solo gesetzt habe (er hat davor einen Kodjak oder den Oceanspirit gepaddelt) ging es im genau gleich. Beim zweiten Mal war jedes Unsicherheitsgefühl weg. Und dann läuft das Seekajak schnell und problemlos.

Was mich länger beschäftigt hat, ist das Keyhole Cockpit mit 80 x 42 cm Einstieg. Gegenüber dem Oceanspirit mit 88 x 44 cm ist das bedeutend schmaler. Zusätzich sind die Schenkelstützen im recht spitz zulaufenden Cockpit weiter verjüngend. Beide Beine gleichzeitig ins Kajak zu bringen klappt, zumindest bei mir, nicht mehr. Am Ufer war mir das egal. Aber beim Wiedereinstieg im tiefen Wasser bin ich damit mindestens zwei mal erneut baden gegangen. Vor allem bei Wellen. Allerdings verwende ich keinen Paddelfloat. Den Wiedereinstieg im tiefen Wasser empfehle ich auf jeden Fall zu üben.


Das Seekajak Wind Solo von Tahe Marine rollt ganz prima bei der Kenterrolle

Nachdem ich erst 2017 zum paddeln gekommen bin, habe ich 2018 meine ersten Kenterrollen-Übungen gemacht. Ich fand das ein tolles Ziel und wollte unbedingt auch 360° schaffen. Die 180° habe ich übrigens von Anfang an prima beherrscht. Am Ende der Hallenbad-Trainingseinheiten im Winter 2018 habe ich mehrere Rollen hintereinander geschafft. Vielleicht bringe ich dazu mal ein Video in den Youtube-Kanal vom Bodensee-Paddler.

Als ich im Frühjahr 2019 die ersten Rollen mit dem Seekajak Wind Solo im Bodensee probiert habe, wurde mir klar, dass das Boot gar nicht so leicht kippt, wie ich das am Anfang dachte. Den Punkt beim normalen Paddeln zu überwinden kostet tatsächlich Energie. Also macht Euch keine Sorgen, das Kajak ist recht stabil im Wasser.

Auch wenn man ohne Übung den Hüftkick nicht ganz so sauber umsetzt, kommt das Wind Solo prima wieder hoch. Sicher kann ich da noch einiges üben. Doch wenn ich im Sommer eine Abkühlung möchte, muss ich nach einer Rolle nicht mehr aussteigen.


Ausstattung - Seekajak Wind Solo von Tahe Marine

Das Wind Solo bringt für seinen Preis eine recht üppige Ausstattung mit. Eigentlich ist alles im und am Boot, was ein Paddler sich so wünschen kann. Decksleinen und Spanngurte sind äußerst zahlreich vorhanden. Die Decksleinen sind sogar reflektierend, was bei Dunkelheit die Sicherheit enorm erhöht. Eigentlich gibt es fast keine Stelle am Boot, die nicht mit weiterem Gepäck auf Deck versorgt werden könnte.

Ich persönlich nutze die hinteren Spanngurte bei jeder Fahrt, um die Bilgepumpe jederzeit griffbereit zu haben. So kommt man im sitzen auch dann prima dran, wenn ein Paddelkollege diese nach einer Kenterung benötigt.

Bei weiteren Touren bietet das Vordeck mit seinen Leinen prima Platz für die Ersatzpaddel. Diese lassen sich auch im Sitzen einfach nach hinten ziehen, so dass das Boot bei Paddelverlust nicht verlassen werden muss. Allerdings empfehle ich eine Paddel Leash, dass das Paddel immer schön am Boot bleibt.

Die zwei Gepäckluken bieten genug Öffnung, um auch größere Gepäckstücke wie ein Zelt bequem im Boot verstauen zu können. Die Gummidecker schließen beim Wind Solo absolut dicht. Prima wäre, wenn es im Zubehörhandel ein Fett zu kaufen gäbe, das die Lukendeckel einfacher zu schließen sind und das Wasser nicht mit Schadstoffen belasten. In der Übergangszeit geht das prima mit Vaseline. Im Sommer trocknet das allerdings schnell weg, dass der rutschende Effekt schnell nachlässt. Hier wäre ich für Tipps von Paddelkollegen dankbar. 

Richtig prima finde ich die Tagesluke vorm Cockpit. Zum einen bietet diese genug Stauraum, um viel unterzubringen (Sonnenbrille, Getränk, Sonnencreme, Rundumleuchte für Nachtfahrten, Taschentücher, Müslieriegel, ...). Die harte, wasserdichte Schale ist mir im Gegensatz zu den Neoprenbeutel von Prijon viel lieber. Nach einer Kenterung ist alles absolut trocken.


Steuern und Spur halten mit dem Seekajak Wind Solo von Tahe Marine

Gleich mit Ruder und Skeg ist mein Wind Solo ausgestattet. Diesen Komfort gibt es sonst wohl nur bei Lettmann mit ihren Skudder.

Die Smart Treck Steuerung bleibt wirklich senkrecht im Wasser und sorgt für eine präzise Umsetzung der Steuerbefehle. Sollte die Smart Trek bei Vereinsbooten mit unterschiedlich großen Paddlern zum Einsatz kommen, ermöglicht diese dem Paddler die Entfernung der Fußrasten auch beim Paddeln mühelos einstellen zu können. Das ist prima. Die Umlenkung der Drahtseile über eine feststehende Plastikführung führt zu einer etwas schwer gängigen Steuerung. Hier habe ich mir mit Wasserhahn-Fett beholfen, was aber keine sehr lange Wirkung hatte. Der Ausbau der Steuerung geht zwar ohne Werkzeug, allerdings kommt man nur äußerst schwer an die vorderen Schrauben.

Das Skeg ist bei seitlicher Strömung oder Wellen von der Seite absolut prima. Gerade wenn größere Wellen abgeritten werden wollen und das Ruder hinter dem Wellenkamm weniger Wirkung zeigt, sorgt das Skeg über einen spurtreuen Geradeauslauf.